Oviedo: Altstadtgassen, America & luftiger Apfelwein

Gestärkt besichtigen wir tags drauf die Altstadt von Oviedo. Man merkt, dass Oviedo ein Strukturwandel weg von der Schwerindustrie zu Banken und Dienstleistungen stattgefunden hat. Überall sieht man geschmackvolle Geschäfte und trendige Gastronomie. Die Stadt pulsiert, ist aber trotzdem nicht mit Touristen überfüllt und sehr gepflegt. Als ehemaliger Gastronom bin ich beeindruckt, wie viele geschmackvolle Cafes und Restaurants es gibt. Egal ob Café, Tapas-Bar oder Restaurant. Die Läden sind einfach klasse eingerichtet und der Service ist meist sehr gut. Und zum vino oder cafe con leche: Immer gibt es eine kleine, hausgemachte Zugabe in Form einer Tapa, eines Pinchos oder einer Süßigkeit. Da hat die fränkische Gastronomie noch Nachholbedarf :-)

Auf unserem Stadtrundgang am Vormittag sahen wir im Stadtzentrum eine endlos erscheinende Stuhlreihe. Auf Nachfragen hin erfuhren wir, dass an diesem Tag - wie jedes Jahr - der "Dia de America en Asturias" ("Amerika-Tag in Asturien") gefeiert wird.

Einmal im Jahr feiern die  Bewohner von Oviedo gemeinsam mit ihren aus Lateinamerika stammenden Mitbürgern ein großes Fest, dessen Höhepunkt eine große Parade mit Wägen und Tanzgruppen aus Lateinamerika und Asturien ist. Wir kauften uns an der Touri-Info Karten für zwei Plastikstühle entlang der Parade.

In Asturien trinkt man traditionell keinen Wein, sondern Sidra = Apfelwein. Aber die Sidra trinkt man nicht einfach, sondern lässt ihn kunstvoll im Blindflug ins Glas rauschen. Mit dieser Technik, erhält der Apfelwein Luft, Aroma und Schaum. In den Apfelweinkneipen von Oviedo wird diese Kunst zelebriert. Es ist keine Show für Touristen, sondern real! In der Sideria bestellt man eine Flasche Sidra, die der Kellner öffnet. ER und nicht der Gast, schenkt immer wieder im hohen Bogen huldvoll nach. Hat etwas Erhabenes! Das Foto zeigt zwei Profis auf der Parade das Americas. Weitere Fotos stammen aus dem Kneipenviertel von Oviedo.

Dazu noch ein netter Artikel dazu aus dem Spiegel:

Das Besondere an der asturischen Sidra ist, dass sie als einziger Apfelwein auf der Welt "aus der Luft" eingeschenkt wird. Was ist "aus der Luft" einschenken und warum wird es gemacht? Die Sidra wird mit gestrecktem Arm eingeschenkt, die Flasche in der rechten und das Glas in der linken ausgestreckten Hand gehalten, wobei Daumen und Zeigefinger das Glas und der Mittelfinger den Boden umfassen. Beim Einschenken trifft die Sidra aus beträchtlicher Höhe auf den Glasrand und schäumt, die entsprechende Sauerstoffzuhr ist gewährleistet und der Schluck oder Culin, wie er im Jargon genannt wird, kann getrunken werden. Man trinkt das Glas auch nicht ganz leer, sondern lässt einen kleinen Rest Sidra im Glas, mit dem man die Stelle abspült, an der man getrunken hat, denn bei Naturapfelwein ist es üblich, das Glas zu teilen. Ein Schauspiel voller Technik und Tradition.